Freitag, 8. Mai 2009

Replik: Politiker, Journalisten ... (Jens Scholz)

Ich könnte hier jetzt über eine verrückte Woche, Atheisten in der Kirche, psychosomatische Magenprobleme und leckeren (9-)Kräutertee reden, dann endlich mal anfangen nicht nur via copy-paste zu bloggen in dem ich eine Rubrik wie 'es denkt' aufmache, aber stattdessen gibt es wie so oft nur einen Link zu Jens Scholz, der sich mal wieder sehr treffend seine Gedanken macht. Diesmal geht es um die Rolle von Blogs, Journalisten und bösem Politikern.

Der Artikel ist wirklich gut, auch wenn ich ihm in einem zentralen Punkt zumindest skeptisch gegenüberstehe.
Das Politiker-Bashing ist mir - mit Verlaub - zu platt. Das Internet, bzw. die Web-Szene ist im wesentlichen von den Millenials und Leuten bevölkert, die meist nicht mehr als 40 Lenze auf dem Buckel haben. Das sind/ist genau die Generation/-en, die das Web aufgebaut, bzw. es in seinem Werdegang begleitet haben (und das aufgrund eines damals noch ungewöhnlichen Interesse an IT), oder es im Falle von uns Millenials bereits vorgefunden und ganz selbstverständlich in den Alltag mit aufgenommen wurde (egal, ob wir ein spezielleres Interesse an der Technik dahinter haben). Für 'Uns' ist das Web also entweder ein selbstverständlicher Teil des Alltags, oder ein heißgeliebtes Hobby/Beruf (gewesen), was aber sowohl für die Politiker, als auch ihre Stäbe nicht, bzw. nur bedingt zutrifft.
Die aktuellen Politiker sind entweder einer Generation angehörig, für die diese Art von Technik etwas schlicht Unbekanntes gewesen und geblieben ist, von dem sie aber erwartet werden, es in einem gewissen Rahmen zu nutzen (naja ok, selbst das ist wohl fraglich, es gibt ja den Stab) es ihnen aber - mit wenigen Ausnahmen, etwa Tauss - letzten endes unverständlich geblieben ist. Jüngere Politiker mögen zwar in einem gewissen Maße mit dem Web in Verbindung gekommen sein, sie sind aber entweder noch in den Startlöchern der politischen Karriere, oder haben aber soviel Zeit auf ebenjene verbracht, dass sie die aktuelle und zukünftige Bedeutung des Webs - und damit verbunden der Bedeutung von Netzpolitik - im seltensten Falle angemessen hoch einschätzen.
Den ehesten Vorwurf kann man (zugegeben, neben Politikern aus den Generationen X und Y) den Stäben machen, da es ja gerade ihr Job ist die Politiker über wesentliche Vorgänge in der Gesellschaft auf dem Laufenden zu halten und dementsprechend diese auch (richtig!) zu beurteilen. Oben genanntes mag zwar auch auf die Stäbe zutreffen, aber a) We got to blame someone! und b) wie gesagt, es ist ihr Job genau das zu leisten, wozu sich die 'traditionellen Medien' zu fein und der Rest scheinbar nicht in der Lage ist: die Politiker, und damit den politischen Diskurs, auf dem neuesten Stand zu halten, punkt.

1 Kommentar:

jensscholz hat gesagt…

Das ist wirklich eine sehr gute Ergänzung, denn meine Sicht ist natürlich eher die des Internet-Nerds (ich bin ja schon 40), der sich tatsächlich sehr philosophisch und bewusst mit Aufbau des Internets auseinandergesetzt hat - bzw. sogar ganz praktisch, denn ich habe bei einem der ersten kommerziellen Internetprovider Deutschlands diese Gründerzeit miterlebt.
Aus deiner Sicht, also der aus der Gegenwart eines Digital Natives, der sowohl auf meine als auch auf meine Vorgängergeneration (die offensichtlich die aktuelle Politikergeneration ist) blickt, siehst Du da sicher viel klarer als ich. Wäre toll, wenn Du Deine Erfahrungen dazu - gerade weil sich der Abstand der Politiker zu Deiner Generation ja als nochmal viel weiter darstellt - weiter ausführen könntest. Ich finde das Thema immens spannend.